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Last Update:
20.04.99

 

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Die Seekrankheit

Ich glaube, jeder hat schon mal was von dieser "Krankheit" gehört, wenn er nicht schon sogar von ihr heimgesucht wurde. Medizinisch gesehen hat sie dieselben Ursachen wie die Luftkrankheit und die Autokrankheit. Der kleine Mann im Ohr, Verzeihung, natürlich das Gleichgewichtsorgan sendet Informationen an das Gehirn, die nicht mit der optischen Wahrnehmung übereinstimmen. Es meldet nämlich, daß sich das Schiff bewegt und zwar auf und ab. Schaut man aber auf das Schiff selbst, bewegt sich dieses nicht, man steht ja fest drauf. Das Ergebnis reicht dann von leichter Appetitlosigkeit bis zu exzessiven Kotzorgien. Es klingt zwar hart, aber man muß die Dinge beim Namen nennen.

Wie kann man der Seekrankheit begegnen ? Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Zuallererst sollte man vorbeugen. Dies kann man mit Reisetabletten tun, Biwakseglern ringt diese Methode aber kaum ein Lächeln ab. Ein Mensch muß sich halt fühlen, wie sich ein Mensch fühlen muß. Außerdem gehört Seekrankheit aus meiner, bisher verschont gebliebenen, Sicht zu den Gegebenheiten, mit denen man auf See klar kommen muß.

Möchte man sich nicht mit Chemie vollpumpen, kann man zum Beispiel beim Gefühl leichter, sich verschlimmernder Übelkeit anfangen, Weißbrot zu essen. Zum einen beruhigt es den Magen, der ab sofort was zu tun bekommt, anstatt sich Gedanken über irgendwelche Wellenbewegungen zu machen. Auf der anderen Seite hat man den Vorteil, daß wenn es zum kulinarischen Exitus kommt, genügend Fischfutter da ist und man nicht noch die Galle ausspeiht. Dies ist nämlich reichlich unangenehm und brennt außerdem ganz schön im Hals!

Das Schauen auf den Horizont ist eine weitere Möglichkeit der Seekrankheit zumindest einen Teil ihres Schreckens zu nehmen. Der Horizont bewegt sich nämlich (subjektiv, vorallem für Egozentriker) auf und ab und das Gleichgewichtsorgan kann dann die Meldung geben: "Und es bewegt sich doch!" was mit der optischen Wahrnehmung nun erstaunlicherweise übereinstimmt.

Eine andere Möglichkeit ist Akkupressur. Sollte die Seekranke eine Frau sein und der Behandelnde ein Mann sein oder umgekehrt, kann mann / frau den entsprechenden Punkt natürlich erst langwierig am ganzen (?) Körper suchen, um dann doch am Handgelenk zu enden. In der Nähe des Punktes, an dem man den Puls fühlt, ist eben auch der Akkupressurpunkt. Eine langwierige Suche kann man sich allerdings ersparen. Es gibt mittlerweile im gutsortierten (Pia`s) Seglerladen (in Frankfurt) oder in Sportgeschäften Gummibänder mit einem Teil aus Plastik, die eben auch auf diesen Akkupressurpunkt abzielen. Ob es natürlich soviel Spaß macht wie die Suche gegebenenfalls, sei dahingestellt. Man kann sie ja mal vorsorglich mitführen. Ich kann mir allerdings, das sei an dieser Stelle auch gesagt, kein Urteil über diese Art von Verhütung der Seekrankheit erlauben, da ich die praktische Anwendung noch nicht mitbekommen habe. Aber man muß halt im Zweifelsfalle alles mal ausprobieren und kann uns dann gerne berichten.

 

Für Skipper einige Ratschläge:

Achtet darauf, daß die Crew in den ersten Tagen nichts falsches ißt. Falsch im Zusammenhang mit Seekrankheit heißt: Fettiges, blähendes, zu scharfes, zu viel und natürlich Zeug, von dem einem im Normalzustand sowieso schon schlecht wird. Im Verein sind wir allerdings geneigt, trotzdem unser traditionelles Chili con carne (s.a. Rezepte, dauert aber noch ein bißchen) am ersten Tag zu kochen. Hier trennt sich aufgrund der oben genannten Attribute relativ schnell die Spreu von Weizen (kann man in diesem Zusammenhang auch bildlich nachvollziehen). Eine schöne Szene hatten wir mal, als unser Spezialkoch für Chili dieses auch mit mir zubereiten wollte. Ich weiß natürlich auch wie man Chili kocht, aber es ist doch immer besser, wenn jemand dabei ist, auf den man die Verantwortung im Unglücksfall schieben kann. Dieser besagte Koch ging dann mit mir zusammen fröhlich ans Werk und scheiterte eigentlich schon beim Öffnen des Hackfleischpacketes. Er murmelte sowas wie "ich muß mal kurz frische Luft schnappen" und wart ab da bis zum finalen (Ver-)Würzen nicht mehr unter Deck gesehen. Ich, leise fluchend, braute dann also doch alleine das Essen zusammen. Es roch wirklich gut und ich hatte auch ehrlich Hunger. Der Chefkoch würzte also nach, wir füllten alles in diese sexy "navigare vivere est" Freßnäpfe und gaben diese dann an Deck, wo der erste schon dankend abwinkte. Ein spöttischer Kommentar unseres Chefkochs: "Ist aber ehrlich lecker!! Selbst dran schuld."

Wir segeln dann gerade am Wind und das Boot krängt ein wenig, so ungefähr 15 Grad. Chefkoch sitzt in dem zur Essenszeit wie immer vollen Cockpit natürlich auf der Luvseite. Ich sehe noch, daß er etwas langsamer in seinen Eßbewegungen wird. Das Gesicht verzieht sich etwas und Chefkoch wird klar, das er Fische füttern muß. Gegen Luv allerdings hätte er das aber nicht überlebt. Das Essen hat in diesem Falle nämlich ein erstaunliches Gedächtnis und die Neigung, wieder zu seinem Ursprungsort zurückzukehren (Für alle Laien: Luv: Gegen den Wind!!!) Was macht er? Er gibt sein Schälchen seinem Nachbarn, hangelt sich durch das Cockpit und bittet den Letzten, der vor seinem Ziel sitzt, mit folgenden Worten, sich zu verziehen: " Darf ich mal bitte (der Angesproche rührt sich schnell, die Gefahr auf sich zukommen sehend) duuuaarschhhhhh?" Das Ganze war echt Millimeterarbeit. Nunja.

Eine zweite, zugegebener Maßen unfaire Möglichkeit einen Mitsegler von der Seekrankheit zu befreien, ist ihn erstmal kotzen zu lassen. Dann hat der große, allwissende Skipper auf einmal die zündende Idee, verschwindet in seiner Kajüte und holt eine Pille ohne Verpackung hoch an Deck. "Ich kann das ja nicht mehr länger mit ansehen. Hier ist ein Gegenmittel. Es ist sehr stark und man darf deshalb nur eine Tablette auf einmal nehmen und allerhöchsten zwei am Tag!!! Aber sie wirken hundertprozentig!!!" Auf die Idee, daß die Dinger Nebenwirkungen haben könnten, kommen die Patienten nach meiner Erfahrung nicht. Sie sind eher froh, daß sie ein Gegenmittel bekommen und stellen keine unnötigen Fragen. Der Letzte, der diese Tabletten von mir bekommen hat, hat fast 36 Stunden durchgeschlafen und zwar überall, sogar sitzend im Salon!!! Danach hat ihm nichts mehr auf diesem Törn was ausgemacht. Nein, ich bin kein Medizinmann und würde auch niemandem irgendwelche Tabletten geben, die ernsthafte Gesundheitsschäden oder Nebenwirkungen nach sich ziehen könnten! Es waren ganz schlicht Multivitamintabletten, giftig und gefährlich rot aussehend der Firma Liechtenstein!! Placebo läßt grüßen. Das beste waren die Bemerkungen des Patienten: "Wenn ich mal Schlafstörungen haben sollte, rufe ich Dich an und hole mir eine von den Tabletten. Die hauen mich dann garantiert um!"

Ich möchte allerdings davor warnen, die tatsächliche Herkunft des Mittels zu früh zu verraten oder zu schnell eine zweite Pille herauszurücken! Placebo wirkt halt nur, wenn man auch ganz fest daran glaubt! Wenn es nicht oder nicht lange wirkt, hat es wenigstens den Erfolg, daß der Seekranke noch ein paar Vitamine, die er in seiner Lage dringend benötigt, auf diese Weise zugeführt bekommt.

 

Es gibt garantiert noch dutzende Ratschläge, wie man gegen die Seekrankheit gewinnt. Wäre schön, wenn wir ein paar Anregungen von Euch bekommen könnten. Wir bauen sie dann auch, wenn Ihr nichts ausdrücklich dagegen habt und sofern die Vorschläge nachvollziehbar sind, bei uns in die Seite ein.

 

Mast und Schotbruch

Euer Verklicker

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Stand: 20. April 1999